16. Mai 2018 - Sebastian Evers
Für gebrauchte Festplatten, Ausschussware und Rückläufer mit mehr oder weniger Betriebsstunden existiert durchaus ein florierender Markt, mal mehr mal weniger seriös. Auf Amazon findet man ausreichend Angebote zu den kontextuellen Begleitbegriffen der Datenträger aus zweiter Hand, auf Ebay ebenso. Selbst Western Digital bietet die eigenen Produkte in „rezertifizierter“ Variante an - mit einer Garantie von 6 Monaten und satten Rabatten zwischen 30 % bis 70 %.
Als rezertifiziertes Produkt bezeichnet man Produkte und Waren, meist Rückläufer, die aus verschiedenen Gründen nicht mehr als neu gelten und dementsprechend so nicht angeboten werden können. Faktoren für das Siegel „Rezertifiziert“ können fehlende OVP, Gebrauchsspuren, Mängel, oder erforderliche Reparaturen sein. Da das Produkt nach der Rezertifizierung und Aufbereitung quasi einwandfrei ist, aber nicht neuwertig, werden diese zu einem weitaus günstigeren Preis angeboten.
Bei Festplatten findet die Rezertifizierung ebenfalls herstellerseitig statt. Der Hersteller Seagate erklärt seinen Kunden (letzter Stand: 17. März 2011), dass bei der Rücksendung von Seagateprodukten die Löschung (sofern möglich) aller Daten aus Datenschutzgründen empfohlen wird. Daten die nicht vom Kunden gelöscht werden konnten, löscht Seagate im Verlauf der Reparatur- und Rezertifizierungsprozesse, bei denen nachweislich nicht nur adressierbare Speicherbereich der Festplatte, sondern auch die nicht adressierbaren Bereiche bereinigt werden. Dabei werden zufällige Zeichenfolgen, digitale Nullmuster oder Hochfrequenzmuster eingesetzt, um der modernen Festplattentechnik zu entsprechen. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die ehemals vorhandenen Datenbestände mit den Methoden der professionellen Datenrettung nicht wiederherstellen lassen.
Meist kann der Hersteller bei der Überprüfung der eingesendeten Datenträger keine Fehler feststellen beziehungsweise nicht reproduzieren oder die diagnostizierten minimalen Fehler mit moderatem Aufwand beheben. Als Neuware kann das Gerät nun nicht erneut in den Verkauf gelangen, sodass der Datenträger generalüberholt mit einem „Rezertifiziert“-Siegel über entsprechende Distributionskanäle vertrieben wird. Hierbei wird in der Regel auf eine Einschränkung bei der Laufleistung und Lebensdauer der Festplatte hingewiesen sowie eine verkürzte Garantiedauer angeboten - wie oben bereits erwähnt, ist dies z. B. bei Western Digital der Fall.
Für einen unschlagbar günstigen Preis kann der Erwerb von Refurbished-Festplatten, abhängig vom Einsatzgebiet, durchaus Sinn machen, allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass diese Speicher für Backups eher ungeeignet sind – eine Mehrfachsicherung sollte generell Voraussetzung sein.